Dynamisches Lichtkonzept für den Beiersdorf Campus

Dynamisches Lichtkonzept für den Beiersdorf Campus

Foto: Werner Huthmacher
Foto: Werner Huthmacher

Autorin: Petra Lasar

Für die neue globale Arbeitsplatzstrategie des Weltkonzerns Beiersdorf lautete das übergeordnete Gestaltungsziel, jeweils optimale Umgebungen für Kommunikation, Kollaboration, Konzentration und Kontemplation zu entwickeln. Grundlage der Strategie ist eine wertebasierte Philosophie, die Flexibilität und Funktionalität gleichsetzt, Zusammenarbeit und Sharing als Schlüssel sieht und gleichzeitig Raum für individuelle Freiheit und unterschiedliche Arbeitsstile schafft. Bei der Gestaltung des Hamburger Campus konnte die Ippolito Fleitz Group ihr unter Einbindung der Mitarbeitenden entwickeltes Konzept beispielhaft umsetzen. Subtile Unterstützung erfährt die Innenarchitektur durch ein Lichtkonzept der Lichtwerke GmbH, das der dynamischen Gestaltung folgt und ausschließlich mit LED-Leuchten unterschiedlichste Anforderungsprofile erfüllt. Das gesamte Projekt ist LEED Gold zertifiziert.

In einem dreiphasigen Wettbewerb überzeugte das sechsgeschossige Gebäude, das Hadi Teherani als neue Konzernzentrale für Beiersdorf entworfen hatte. Mit seiner transparenten Fassade fügt sich der Neubau auf dem Campus mit kühler Eleganz in die Bestandsbauten ein und generiert eine neue, identitätsstiftende Mitte für das gesamte Beiersdorf-Areal in Hamburg Eimsbüttel. Aufgrund der „Anhebung“ des Gebäudes, von deren kammartigem Grundriss das Erdgeschoss ausgeschlossen ist, konnte diese Zone mit ihren Sondernutzungen beinahe stützenlos offen und flexibel gestaltet werden. In den fünf Riegeln der Obergeschosse befinden sich die Büros und Konferenzräume sowie weitere vielfältige Raumkonfigurationen.

Foto: Werner Huthmacher
Foto: Werner Huthmacher

Nach Betreten des Gebäudes durch den zentralen Haupteingang der inzwischen so benannten Beiersdorfstraße werden Mitarbeiter und Besucher wertschätzend von einem einladenden, großzügigen Foyer mit Rezeption und Wartebereich empfangen. Geschosshohe transparente Verglasungen unterstützen die offene Atmosphäre. Der Außen- und der Innenraum gehen fließend ineinander über und unterstreichen damit den Campusgedanken.

Sehr filigrane kreisrunde Lichtskulpturen im Empfangsbereich und entlang der Haupterschließungsachse versuchen, die Philosophie des Unternehmens Beiersdorf „We are Skin Care“ zu verkörpern und wiederzugeben.

Intime Lichtatmosphäre im Herzstück der Konzernzentrale

Bereits im Eingangsbereich öffnet sich dem Blick das Herzstück der Konzernzentrale: Das Working Café mit seinen markanten Deckenelementen. Wie der Name schon verrät, konzipierte die Ippolito Fleitz Group diesen gut besuchten Ort nicht nur für die Pausengestaltung der etwa 3200 Mitarbeitenden am Standort, sondern auch für deren temporäres Arbeiten. Denn bei Beiersdorf wird das Büro als Möglichkeitsraum, der dynamisches Arbeiten fördert, verstanden. So kann dieser transparente und lebendige Ort der Gemeinschaft zu jeder Tageszeit als erweiterter Arbeitsplatz genutzt werden.

Unter der offenen Deckenkonstruktion sind nach dem Entwurf von Ippolito Fleitz akustisch wirksame Lamellen montiert, die sich in alle Richtungen strahlenförmig aus dem Standort der runden Center Bar entwickeln und das groß dimensionierte Café gleichsam in einer warmen Umarmung umspannen. In der Decke sind zahlreiche Strahler mit Spot-Optik verbaut, die ihre klar definierten Lichtkegel präzise in den Raum lenken und ihm warme Brillanz verleihen. Der Lichtaustritt selbst ist dank einer raffinierten Lichtplanung und einer aufwändigen Ausführung kaum sichtbar. Die Palco-Strahler von iGuzzini ließ Stefan Hofmann, Lichtwerke GmbH, aufgrund der hohen Raumhöhe von sechs Metern mit zusätzlichen Abblendtuben ausstatten.

Foto: Werner Huthmacher
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Des Weiteren ließ der Lichtplaner Dreiphasenstromschienen, welche die Strahler aufnehmen, oberhalb der Deckenunterkonstruktion montieren. Mittels Gewindestangen wurden die Schienen so weit nach oben geschoben, dass die Pendelleuchten drei Zentimeter oberhalb der Unterkanten der Akustiklamellen enden. Damit konnte an der Decke die Wahrnehmung von Leuchtdichten ausgeschlossen werden. Die Downlights nehmen sich dezent zurück und ihr Licht konzentriert sich allein auf die intime Inszenierung des Raums. In der Raumtiefe indes schaut man gewollt auf eine hohe Leuchtdichte. Dort wird der rund gestaltete Kern der Center Bar von einer kreisrunden Lichtskulptur mit 10 Metern Durchmesser umschlossen. Die diffus nach oben und nach unten strahlende Sonderkonstruktion markiert den Raummittelpunkt und blendet subtil die unter ihr positionierte Bar sowie die warmtonigen Holzlamellen an der Decke ein. Mit seinem Konzept für das Working Café hat Stefan Hofmann eine Beleuchtung geschaffen, die mit Licht und Schatten Dynamik erzeugt und dazu beiträgt, die große Fläche spannend erscheinen zu lassen und die Philosophie dynamischen Arbeitens visuell erlebbar zu machen.

Mannigfaltige Formate und Räume ermöglichen dynamisches Arbeiten

Auch der „Collaboration Hub“ in der zweiten Etage, der allen Mitarbeitenden des Campus zur Verfügung steht, dient als agile Interaktionsfläche mit mannigfaltigen Formaten und Räumen, die genauso dynamisch sind wie der kollaborative Austausch ihrer Nutzer. Durch ihre jeweils eigene Atmosphäre werden sie zu einprägsamen Orten, die eine intuitive Orientierung ermöglichen: etwa kommunikative Orte wie die „Stage“ – eine leicht geschwungene Tribüne aus Holz – und die „Power Station“ als zentrales Café, hybrid nutzbare Flächen wie die „Urban Labs“ oder die großen „Conference City Blocks“. Sie bilden nicht nur identitätsstiftende Räume, sondern zeichnen sich auch durch innovative Formen des kommunikativen Arbeitens aus. Was ursprünglich als traditionelle Konferenzetage gedacht war, ist nun eine kooperative Plattform, die individuell genutzt werden kann – egal, ob sitzend, stehend oder liegend, ob alleine, in kleinen Gruppen oder in größeren Teams.

Hier wird die Dynamik der Beleuchtung über unterschiedliche Lichteffekte mittels drei Leuchtentypen und über die Lichtsteuerung erreicht. Filigrane Niedervoltstromschienen des Typs Superrail von iGuzzini laufen über den Arbeitsszonen quer zu den Flurbereichen in die Flurkoffer, welche die Vorschaltgerätetechnik aufnehmen. Die nur 25 mm breiten Schienen sind mit linearen LED-Strips mit Diffusoroptik, mit Stromschienenstrahlern des Typs Palco und mit Downlights des Typs Laser Blade XS bestückt.

Wenn sich die per Bewegungsmelder gesteuerte lineare Grundbeleuchtung der zentralen Achse, an der sich beidseitig jeweils vier Raumsituationen gruppieren, nach 20 Minuten ausschaltet, schalten sich im Falle einer Raumbelegung die iGuzzini-Leuchten in den Stromschienen – ebenfalls per Bewegungssensor – ein. Mit drei hinterlegten Programmen kann sodann entschieden werden, welche Lichteffekte für die jeweilige Anforderung benötigt werden.

Die Büros auf der dritten bis sechsten Etage werden mit der gleichen Lichttechnik und zusätzlich mit filigranen Stehleuchten beleuchtet. Die Stehleuchten verfügen über Tageslicht- und Bewegungssensoren und kommunizieren untereinander über eine Schwarmsteuerung.

Foto: Werner Huthmacher
Foto: Werner Huthmacher

Lichtsteuerung für das multifunktionale Campus Restaurant

Die Beleuchtung des Campus Restaurant im Erdgeschoss ist mit der des Working Café vergleichbar. Auch hier sind zugunsten einer bestmöglichen Abblendung Palco-Strahler mit zusätzlichen Tuben ausgestattet und die Downlights sind nicht einsichtbar in die Lamellendecke integriert. Da das Restaurant für 3.000 Mitarbeiter als multifunktionaler Raum geplant ist, gibt es unterschiedliche Beleuchtungsanforderungen. Daher wurden verschiedene über ein Lichtsteuertableau abrufbare Lichtszenen programmiert. Eine Schnittstelle bietet die Möglichkeit, jede einzelne Leuchte über eine DMX-Adresse ansteuern zu können.

Selbst in der Essensausgabe jenseits der Magistrale hinterließ Stefan Hofmann seine individuelle Handschrift. Wie im gesamten Haus war auch hier abgeblendetes Licht das höchste Gebot. Statt einer für die Ausgabe und die Kochflächen üblichen Beleuchtung – opal leuchtende quadratische Scheiben, die mit hohen Leuchtdichten von dem Essensangebot ablenken – wählte der Planer in enger Abstimmung mit dem Küchenbauer hoch abgeblendete Downlights. Auch hier bewähren sich Laser Blade-Strahler von iGuzzini, die ihren Lichtaustritt verbergen und ihr druckvolles Licht gezielt auf die zu beleuchtenden Objekte richten. Schwarze IN30-Profile, die unterhalb der vom Hochbau vorgegebenen Rohdecke abgependelt sind, wurden als Sonderlösung mit 12° Spot-Modulen bestückt, um die präsentierten Speisen appetitlich zu inszenieren.

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