Transformation statt Abriss

Transformation statt Abriss

Die umgebaute Kirche St. Martin liegt mitten im Ort. Foto: Thomas Ott

In Eltville-Martinsthal entstanden Wohnungen in außergewöhnlicher Hülle: Die ehemalige Kirche St. Martin wurde in den 1960er-Jahren errichtet. In den vergangenen Jahren zunehmend weniger genutzt, wurde sie von der J. Molitor Immobilien GmbH und den BGF+ Architekten aufwendig revitalisiert und umstrukturiert. Inzwischen wird in der ehemaligen Kirche gewohnt.

Der ehemalige Kirchturm bleibt als Identität stiftendes Bauwerk von Martinsthal erhalten. Foto: Thomas Ott
Der ehemalige Kirchturm bleibt als Identität stiftendes Bauwerk von Martinsthal erhalten. Foto: Thomas Ott
Die charakteristische Natursteinfassade bleibt erhalten. Die neuen Fenster erinnern mit ihrem vertikalen Format an Kirchenfenster. Foto: Thomas Ott
Die charakteristische Natursteinfassade bleibt erhalten. Die neuen Fenster erinnern mit ihrem vertikalen Format an Kirchenfenster. Foto: Thomas Ott

BGF+ Architekten haben mit dem behutsamen Einfügen eines Neubaus und der Transformation der ehemaligen Kirche ein Ensemble geschaffen, das Alt und Neu miteinander in Einklang bringt. Das ehemalige Pfarrhaus wurde niedergelegt und die Gemeindefunktionen in die ehemalige Kirche integriert. So finden nicht nur im ehemaligen Sakralbau Wohnungen ihren Platz, es entstand auch ein Neubau anstelle des ehemaligen Pfarrhauses mit drei Maisonette-Wohnungen im „Townhausstil“.

Im neuen Gemeindesaal blieben die bauzeitlichen Kirchenfenster aus Betonglas des Künstlers und Glasmalers Johannes Beeck erhalten. Foto: Thomas Ott
Im neuen Gemeindesaal blieben die bauzeitlichen Kirchenfenster aus Betonglas des Künstlers und Glasmalers Johannes Beeck erhalten. Foto: Thomas Ott
Foto: Thomas Ott
Foto: Thomas Ott

Wohnen in der ehemaligen Kirche

Die Kirche aus den 1960er Jahren liegt mitten im Ort in Hanglage, was im Bauprozess einiges an logistischem Aufwand erforderte. Der Hanglage entsprechend folgend treppt das Dach zum Tal hin ab. Die prägnante Kubatur der ehemaligen Kirche bleibt. Die Kirche wurde im Inneren vollständig entkernt und vier Geschosse mit 2 und 4-Zimmerwohnungen gebildet.

Foto: Thomas Ott
Foto: Thomas Ott

Wir sind froh, dieses Gebäude mit Geschichte und Bedeutung für eine neue Nutzung umzuwidmen. So verschwindet dieser Kirchenraum nicht einfach, sondern wird nachhaltig weitergenutzt. Es entstehen helle, offene Wohnräume mit Blick auf die umliegenden Weinberge, die im Innern von dem stufenförmigen Dach profitieren. Die auffällige Fassade aus Naturstein und die kunstvoll gestalteten Kirchenfenster prägen den Ortskern auch in Zukunft. Neue Akzente wie ornamentierte Balkonbrüstungen setzen das Gebäude modern in Szene und holen das Gebäude in die Gegenwart. Anstelle des ehemaligen Pfarrhauses entstehen drei Wohneinheiten im Maissonette-Stil, die einem Reihenhaus ähneln. In der dritten Etage öffnet sich auch hier ein weiter Blick in den Rheingau.

Katrin Müller-Reimertz, Partnerin bei BGF+ Architekten
Das abgetreppte Kirchendach prägt die Decken in den obersten Wohnungen und erinnert an die ursprüngliche sakrale Nutzung. Foto: Thomas Ott
Das abgetreppte Kirchendach prägt die Decken in den obersten Wohnungen und erinnert an die ursprüngliche sakrale Nutzung. Foto: Thomas Ott

Der angrenzende Neubau beherbergt Maisonette-Wohnungen im „Townhausstil“: 5-Zimmerwohnungen, die sich über drei Ebenen erstrecken. Insgesamt entstehen in dem Ensemble 12 Wohnungen. Über einen ebenerdigen Zugang von der Rotheckerstraße sowie eine entsprechende Ausführung im Inneren ist die barrierefreie Zugänglichkeit der Wohnungen in der ehemaligen Kirche gewährleistet. Zudem hat man durch die besondere Lage am Hang von jeder Wohnung einen besonderen Blick in den Rheingau.

Foto: Thomas Ott
Foto: Thomas Ott

Gemeinderäume bleiben erhalten

Zusätzlich zur Nutzung als Wohngebäude behält die Kirchengemeinde Räumlichkeiten für die Gemeinde an einem identitätsstiftenden Ort. Hierzu zählen ein Gemeinsaal mit Küche und eine Kontaktstelle. Die Kirchenfenster des Künstlers Johannes Beeck aus Betonglas konnten erhalten werden und sorgen für ein besonderes Raumgefühl im Gemeindesaal. So behält die Kirchengemeinde ihre Räumlichkeiten an dem Ort, wo sich einst der ehemalige Kirchenraum befand.

Grundriss E0 - Bildquelle: BGF+ ArchitektenGrundriss E0 - Bildquelle: BGF+ ArchitektenGrundriss E0 - Bildquelle: BGF+ Architekten
Grundriss E0 – Bildquelle: BGF+ Architekten
Grundriss E1 Bildquelle: BGF+ Architekten
Grundriss E1 Bildquelle: BGF+ Architekten
Grundriss E3 - Bildquelle: BGF+ Architekten
Grundriss E3 – Bildquelle: BGF+ Architekten
Grundriss E4 - Bildquelle: BGF+ Architekten
Grundriss E4 – Bildquelle: BGF+ Architekten
Schnitt - Bildquelle: BGF+ Architekten
Schnitt – Bildquelle: BGF+ Architekten

Zudem dienten sie als Inspiration für die Balkonbrüstungen, die sowohl das Bestandsgebäude als auch den Neubau zieren. Die charakteristische Natursteinfassade verleiht der Kirche St. Martin ihren Charme und bleibt im Wesentlichen erhalten. Sie wird lediglich durch den Einbau einiger neuer Fenster geöffnet. So bleibt das äußere Erscheinungsbild der Kirche weitestgehend erhalten.

Dieses Modellprojekt steht für die Umnutzung von Sakralbauten sowie gegen das Ausbluten eines Ortskerns. Gleichzeitig wurde dabei das fast trutzige Kirchengebäude, das an ein italienisches Bergdorf erinnert, erhalten.

www.bgf-plus.de

Projekt

Wohnen in einer ehemaligen Kirche in Eltville-Martinsthal
65344 Martinsthal, Kirchstrasse 36
Fertigstellung 10/2023

Architekten: BGF+ Architekten PartGmbH
Bauherr: J. Molitor Immobilien GmbH, Rheinstrasse 194b, 55218 Ingelheim

Bruttorauminhalt: 7.370 m³
Bruttogrundfläche: 2.111 m²
Grundstücksfläche: 1.073 m²

Bauweise: Mauerwerksbau
Tragwerkskonstruktion: Kalksandstein
Geschossdecken: Stahlbeton

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