Neues Gesicht für die Gustav Epple Bauunternehmung

Neues Gesicht für die Gustav Epple Bauunternehmung

Lange Fensterbänder „knicken“ sich spielerisch um die Rundungen der Beton-Fassade. Die Unterteilung der Fenster durch die gleichmäßige Anordnung der Alurahmen rhythmisieren die Glasflächen und betonen die ruhige und selbstbewusste Ausstrahlung des Gebäudes. Foto: Max Leitner
Lange Fensterbänder „knicken“ sich spielerisch um die Rundungen der Beton-Fassade. Die Unterteilung der Fenster durch die gleichmäßige Anordnung der Alurahmen rhythmisieren die Glasflächen und betonen die ruhige und selbstbewusste Ausstrahlung des Gebäudes. Foto: Max Leitner

a+r Architekten entwarfen den prägnanten Neubau für die Firmenzentrale der Gustav Epple Bauunternehmung, die den Auftakt zum Stuttgarter Industriegebiet an der Tränke bildet.

Skulpturengleich windet sich die zentrale Wendeltreppe empor und sorgt für kurze Wege zwischen den verschiedenen Ebenen. Foto: Max Leitner
Skulpturengleich windet sich die zentrale Wendeltreppe empor und sorgt für kurze Wege zwischen den verschiedenen Ebenen. Foto: Max Leitner

Die Geschichte des Traditionsunternehmens Gustav Epple beginnt 1909 mit der Übernahme einer kleinen Zimmerei in Degerloch und wird über 100 Jahre später in einem nachhaltig-modernen Gebäude fortgeschrieben, das auf 4.300 Quadratmetern Bruttogeschossfläche Platz für rund 115 Mitarbeiter bietet. Dabei steht die Transformation der Räumlichkeiten für den Wandel und das neue Firmengebäude für die Werte des gewachsenen Unternehmens.

Als Herz des Gebäudes sorgt die Epple Arena für Orientierung und fördert die Gemeinschaft. Foto: Max Leitner
Als Herz des Gebäudes sorgt die Epple Arena für Orientierung und fördert die Gemeinschaft. Foto: Max Leitner

In diesem Zusammenhang spielten die Werkstoffe Holz und Beton eine zentrale gestalterische wie funktionale Rolle für den Entwurf von a+r Architekten und erinnern zugleich an die Geschichte und die Philosophie der Gustav Epple Bauunternehmung.

In enger Zusammenarbeit zwischen Epple und a+r Architekten entstand ein dreigeschossiger, skulptural anmutender Neubau mit einer innovativen Leichtbetonkonstruktion. Charakteristisch ist der extravagante Grundriss, der an ein gleichschenkliges Dreieck mit abgerundeten und rechtwinkligen Ecken erinnert und dabei eine elegante und weiche Gebäudekontur zeichnet. Selbstbewusst hebt sich der monolithische Baukörper von den umgebenden Gebäuden ab und verkörpert bereits im Außen die inneren Werte des Unternehmens: Innovation und Fortschritt sowie Tradition und Bodenständigkeit.

Bei Epple steht der Mitarbeiter als Teil der „Familie“ im Mittelpunkt. Die Geschäftsführer im 2. OG sind selbstverständlicher und stets erreichbarer Teil der Arbeitswelt. Foto: Max Leitner
Bei Epple steht der Mitarbeiter als Teil der „Familie“ im Mittelpunkt. Die Geschäftsführer im 2. OG sind selbstverständlicher und stets erreichbarer Teil der Arbeitswelt. Foto: Max Leitner

Beton zugleich Fassade und Dämmung

Ganz im Sinne des Epple-Firmenleitbildes „Anders.Bauen.“ besteht die monolithische Außenwandkonstruktion aus 60 Zentimeter dickem Leichtbeton, der mit einer Mischung aus maßgenau hergestellten Sonderschalungselementen und bewährten Systemschalungen in Form gebracht wurde. Gleichzeitig verzichtete Epple auf herkömmliche und künstlich hergestellte Dämmstoffe, womit das Unternehmen ein Zeichen Richtung aktiven Umweltschutz setzt.

Die sogenannte Epple-Arena verbindet als Zentrum des Gebäudes über einen Luftraum beide Arbeitsebenen miteinander. Foto: Max Leitner
Die sogenannte Epple-Arena verbindet als Zentrum des Gebäudes über einen Luftraum beide Arbeitsebenen miteinander. Foto: Max Leitner

Geneigte Wandkonstruktion aus Leichtbeton

Die außergewöhnliche Form des Grundrisses setzt sich in der besonderen architektonischen Kubatur fort: So fußen die beiden Obergeschosse auf drei konisch zulaufenden Betonkernen, die das Gebäude zur Straße hin und zu den umliegenden Freiflächen für Besucher und Mitarbeiter öffnen.

Die weiße Wendeltreppe aus Stahl ist nicht nur hochfunktional – sie punktet auch gestalterisch. Foto: Max Leitner
Die weiße Wendeltreppe aus Stahl ist nicht nur hochfunktional – sie punktet auch gestalterisch. Foto: Max Leitner

„Die geneigte Wandkonstruktion in monolithischem Leichtbeton war durchaus herausfordernd für alle Beteiligten und war nur möglich durch die lösungsorientierte Zusammenarbeit mit unserem Bauherrn Epple“, erklärt der leitende Architekt Johannes Weiss von a+r Architekten. Als Reminiszenz an die Unternehmens-Geschichte erinnert die als Stulpschalung nachgebildete Sichtbetonfläche an den Außenwänden des Erdgeschosses an eine Holzstruktur, im Innern sind die Wände glatt. Die waagerechte Rillung dynamisiert die Beton-Eck-Kerne zusätzlich und bildet einen ästhetischen Kontrast zur ansonsten homogenen Sichtbetonfassade.

Fensterbänder gestalten die Fassade

Die drei Betonkerne bilden mit den darüber liegenden Geschossen Vorsprünge aus, die zur Straße hin den transparenten Eingangsbereich und zu den Freiflächen hin die Terrassenbereiche großzügig überdachen – die Glasflächen im Erdgeschoss sind als Pfostenriegelfassade ausgeführt. Große Fensterbänder in den beiden Arbeitsebenen sind als Kastenfenster (Holz/Alu-Elementfenster) konzipiert und spielen mit der Form des Gebäudes, indem sie sich um die Rundung „knicken“. Gleichzeitig zeigen sie das Rotationsprinzip des Innenraums nach außen. Der Aluminiumrahmen springt leicht aus der Fassade hervor und bildet dadurch einen interessanten Kontrast zu dem zurückweichenden Erdgeschoss.

Flexible Raumgestaltung für eine moderne Arbeitswelt

Auch das Innere des Gebäudes ist geprägt von puristisch wirkenden Materialien: Wände aus Sichtbeton, geschliffene Betonböden und Holzoberflächen bestimmen das modern-reduzierte Erscheinungsbild. Hier steht der Mitarbeiter im Vordergrund. Das zeigt sich auch in der funktionalen Gestaltung des Gebäudes, das in allen drei Geschossen als moderne Arbeitswelt in einem Open-Space-Büro konzipiert ist.

Im Innern trifft glatter Sichtbeton auf strukturierte Betonflächen, die fast an eine waagerechte Holzlattung erinnern. Neben dem Beton prägen weitere puristisch anmutende Baustoffe wie Glas und Holz das modern-reduzierte Erscheinungsbild des Gebäudes. Foto: Max Leitner
Im Innern trifft glatter Sichtbeton auf strukturierte Betonflächen, die fast an eine waagerechte Holzlattung erinnern. Neben dem Beton prägen weitere puristisch anmutende Baustoffe wie Glas und Holz das modern-reduzierte Erscheinungsbild des Gebäudes. Foto: Max Leitner

Das Herzstück bildet ein helles Atrium mit dreieckigem Grundriss, das die Arbeitsebenen über einen Luftraum miteinander verbindet und sowohl zur Orientierung als auch zur Gemeinschaftsbildung beiträgt. Eine Stahlwendeltreppe sorgt für kurze Wege und fördert die Kommunikation zwischen den Etagen. Zusätzlich unterstützen dezentral platzierte Meeting-Points und gemeinschaftlich nutzbare Areale die innovative und auf Vernetzung basierende Unternehmenskultur. Die Großraumflächen können durch eingestellte Arbeitsboxen aus Holz, transparente Trennwände und Podest-Ebenen für Besprechungen, Kopierer und Teamgruppen flexibel bespielt werden. Mehrere Konferenz- und Veranstaltungsbereiche, sowie eine Cafeteria und ein Fitnessbereich runden den Innenraum zu einem hochwertigen und produktiven Arbeitsumfeld ab.

An den Außenwänden erinnert die waagerechte Rillung an den Außenwänden des Erdgeschosses an eine Holzstruktur und erinnert so an die Epple-Geschichte. Im Innern sind die Wände glatt. Foto: Max Leitner
An den Außenwänden erinnert die waagerechte Rillung an den Außenwänden des Erdgeschosses an eine Holzstruktur und erinnert so an die Epple-Geschichte. Im Innern sind die Wände glatt. Foto: Max Leitner

Außenbereiche schaffen Orte des Verweilens

Im 2. OG schafft eine in das Gebäudevolumen eingeschnittene und teilüberdachte Dachterrasse attraktiven Raum für den beruflichen Austausch. Der Außenbereich wurde durch große, polygonale Sitzflächen aus Beton bzw. Stein zoniert, eingerahmt durch Sichtschutzlinien aus drei Rotbuchenhecken. Im Süden und Westen des Gebäudes grenzt eine große Blumenwiese mit Bänken und einem Hain aus mehrstämmigen Amberbäumen an. Stegartige Wege verbinden die verschiedenen Freizonen miteinander und führen die Besucher durch das Gelände. Der sorgfältig gestaltete Außenbereich lädt zum gemeinsamen Verweilen ein und sorgt zugleich für einen schönen Ausblick.

Architektur spiegelt Epple-Philosophie

Im Untergeschoss befindet sich die Tiefgarage und die gesamte Haustechnik, die das nachhaltige Energiekonzept des Unternehmens regelt. So wird das Gebäude mittels Wärmepumpe, Rückkühlwerk und unterirdischem Eisspeicher mit Wärme bzw. an heißen Tagen mit Kälte versorgt. Auf dem Dach befindet sich zudem eine Photovoltaik-Anlage.

Erdgeschoss Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
Erdgeschoss Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
1. Obergeschoss Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
1. Obergeschoss Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
2. Obergeschoss Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
2. Obergeschoss Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
Schnitt A-A Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
Schnitt A-A Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
Schnitt B-B Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten
Schnitt B-B Gustav Epple Bauunternehmung, Zeichnung: a+r Architekten

Mit der neuen Epple Zentrale hat das a+r Architekturbüro einen kraftvollen Baukörper geschaffen, der ausgefallene architektonische Ideen mit neuen Bautechniken und einem qualitätsvollen Erscheinungsbild verbindet. Dieses Gebäude entspricht Innen wie Außen auf prägnante Weise dem Selbstverständnis des Unternehmens, mehr noch: Es verkörpert die Firmenphilosophie „Anders.Bauen“ im wahrsten Sinne des Wortes und wird dabei all ihren Facetten wie der Nachhaltigkeit in Bezug auf kostenoptimierter Wirtschaftlichkeit, ressourcenschonender Umweltverträglichkeit und anspruchsvoller Raumplanung gerecht.

Projektdaten
Projekt: Firmenzentrale Gustav Epple Bauunternehmung, Stuttgart
Standort: Tränkestraße 4, 70597 Stuttgart
Bauherr: Gustav Epple Bauunternehmung GmbH
Architektur: a+r Architekten GmbH Stuttgart, www.aplusr.de
Bauzeit: 10.2018 – 12.2021
Fertigstellung: 12.2021
BGF: 8.630 m²
BRI: 34.991 m³
Nutzfläche: 7.800 m²
Fotos: Max Leitner

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