Interview mit Designer Henry Chebaane

Interview mit Designer Henry Chebaane

Henry Chebaane ist ein in London ansässiger multidisziplinärer Designer und Künstler. Er ist der Gründer von Blue Sky Hospitality, einem Designstudio, das sich auf die Gestaltung von einzigartigen Räumen für Hotels, Restaurants und Bars spezialisiert hat. Der in Paris geborene britische Stardesigner Henry Chebaane hat die Herausforderung angenommen, für das Toscana Resort Castelfalfi ein internationales Restaurantdesign zu entwerfen. Er ist bekannt für seinen unkonventionellen und kreativen Ansatz, der oft auf seiner persönlichen Geschichte und seinen Reiseerfahrungen basiert. Chebaane hat auch als Künstler gearbeitet und seine Arbeiten wurden in Ausstellungen in London und Paris gezeigt.

Chebaane lebt seit 35 Jahren in London und hat bereits zahlreiche Designpreise für Restaurantkonzepte in über 40 Ländern gewonnen, von Australien bis Kanada, von Korea bis Island. Er folgt dem globalen Restauranttrend der Concept Stores und macht das Toscana Resort Castelfalfi zu einem Trendsetter in der Toskana, indem er ein modernes Bar- und Bistrokonzept mit handwerklichen Werkstätten, Weinkeller, Salumeria, Kaffeebar, Bäckerei und Showküche kombiniert.

INTERVIEW

Redaktion: Sie sind in Paris aufgewachsen und vor mehr als 35 Jahren nach London gezogen. Sie haben Projekte in mehr als 40 Ländern durchgeführt und im Laufe Ihrer Karriere viele weitere Länder besucht, von Kanada bis Korea, von Island bis Australien. Welches Land hat Sie am meisten geprägt?

Henry Chebaane ist ein in London ansässiger multidisziplinärer Designer und Künstler. Er ist der Gründer von Blue Sky Hospitality
Henry Chebaane ist ein in London ansässiger multidisziplinärer Designer und Künstler. Er ist der Gründer von Blue Sky Hospitality.

Henry: Sie haben alle einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ich bin jeden Tag aufs Neue erstaunt über die Vielfalt und den Einfallsreichtum der menschlichen Kulturen auf unserem Planeten. Die Menschen suchen nach Lösungen oder Erklärungen für dieselben grundlegenden Fragen und kommen zu ganz unterschiedlichen Antworten. Das ist wirklich faszinierend.

Redaktion: Wann waren Sie zum ersten Mal in Italien?

Henry: Ich besuchte Ligurien zum ersten Mal vor über 20 Jahren und habe seitdem viele andere Regionen Italiens erkundet: Piemont, Südtirol, Friaul, Giulia, Lombardei, Venetien, Emilia-Romagna, Latium, Sizilien, Umbrien und natürlich… die Toskana.

Redaktion: Was zeichnet italienisches Design im internationalen Kontext aus?

Henry: Ich bin mir nicht sicher, ob es ein typisches „italienisches Design“ gibt, aber hier in Italien gibt es eine einzigartige Reihe von kulturellen Parametern, die dazu beitragen können, eine starke, unverwechselbare italienische Design-Identität zu schaffen: Essen, Wein, Mode, Musik, Literatur, Industriedesign, antike Geschichte, Renaissance-Kunst, Avantgarde-Philosophie, Futurismus … und so weiter.

Redaktion: Haben Sie Designprojekte in Deutschland realisiert? Und welche Designbewegung in Deutschland hat Sie besonders beeindruckt?

Henry: Mein erstes Projekt in Deutschland, im Jahr 2003, war ein italienisches Restaurant in Köln. Es bestand etwa 15 Jahre lang unter dem gleichen Namen und mit der gleichen Inneneinrichtung. Es war das erste und einzige Hotelrestaurant der Stadt, das in Modezeitschriften und Designbüchern erwähnt wurde. Es hatte sogar eine eigene Webcam, eine Musik-CD und Markenartikel im Einzelhandel. Das Design war eine Mischung aus Mailänder Mode, Multimedia-Kunstgalerie und deutschem Bauhaus. Drei starke Inspirationen, die mich noch heute begleiten.

Redaktion: Wie können Restaurantkonzepte nachhaltig und zeitlos zugleich sein?

Henry: Sie können eine lange Zeit überdauern, ohne dass der Name oder die Einrichtung geändert werden müssen, wenn sie im Laufe der Zeit richtig entwickelt und kompetent umgesetzt wurden. Es gibt keinen Ersatz für gutes Essen und guten Service.

Redaktion: Wie viele Ressourcen setzen Sie für Ihre Projekte ein?

Henry: Ich versuche, die Auswirkungen auf die Ressourcen zu begrenzen, indem ich leicht verfügbare Materialien und lokale Lösungen vorschlage, wo immer ich in der Welt arbeite. Das ist eine ständige Diskussion und Zusammenarbeit mit dem Team des jeweiligen Kunden.

Redaktion: Welche Entwicklungen gibt es bei nachhaltigen Materialien?

Henry: Die Hersteller arbeiten intensiv daran, recycelte und wiederverwertbare Fasern in ihre Stoffe einzubauen. Das ist ein positiver Trend, der sich fortsetzen wird und den ich immer unterstützen werde.

Redaktion: Was wussten Sie vor Ihrem Engagement über Castelfalfi?

Henry: Ich wusste, dass Castelfalfi ein wunderbarer Ort inmitten der Natur zwischen Florenz und Pisa ist. Ich hoffe, dass das Wunder dieses besonderen Landguts im Laufe der Zeit und weltweit immer mehr Menschen bekannt wird.

Redaktion: Gab es Herausforderungen bei der Gestaltung von Olivina?

Henry: Ja, viele. Aber um es kurz zu machen: Es ist ein großer Raum, der sich intim anfühlen, das Hotelteam bei vielen Anforderungen unterstützen und den Gästen im Laufe der Jahreszeiten eine Vielzahl von Erlebnissen bieten soll.

Redaktion: Können Sie uns etwas über den kreativen Prozess bei Olivina erzählen?

Henry: Auch nach vielen Besuchen in der Toskana wollte ich einen klaren Kopf und eine frische Perspektive für die Gestaltung des Olivina haben. So stand ich bei meinem ersten Aufenthalt in Castelfalfi um 4 Uhr morgens auf und ging durch das gesamte Anwesen, lauschte den Geräuschen der Natur, beobachtete die Lichter und Texturen, die sich von der Nacht bis zum Sonnenaufgang veränderten, berührte die Baumrinde, alte Steine und Terrakotta, roch die zerkleinerten Blätter der Zypressen und Olivenbäume. 24 Stunden später hatte ich das gesamte Konzept von Olivina im Kopf: wie es funktionieren, aussehen und sich anfühlen würde, von der Innenarchitektur bis zum Teelöffel.

Redaktion: Arbeiten Sie normalerweise Hand in Hand mit dem Chefkoch?

Henry: Ja, wenn man ein Restaurant plant, ist es wichtig, die Herausforderungen des Küchenteams zu kennen, zu verstehen und zu respektieren.
Es ist wichtig, die Herausforderungen des Küchenteams zu kennen, zu verstehen und zu respektieren, wenn es darum geht, im Rahmen der baulichen Gegebenheiten gleichbleibend hochwertige Speisen zu liefern.

Redaktion: Die Toskana für Sie (in 3 Worten)

Henry: Sangiovese. Frantoio. Terracotta.

Redaktion: Was ist Ihr Lieblingsplatz in Castelfalfi?

Henry: Das Panorama von der Terrasse von Olivina, wenn sich der Morgennebel zwischen den zwischen den Olivenhainen. Magisch!

Redaktion: Was für ein Erlebnis möchten Sie den Gästen der Olivina bieten?

Henry: Neben meiner Arbeit als Innenarchitekt, schreibe ich auch Romane, produziere Musik und schaffe Kunstinstallationen. Ich kombiniere also immer viele kreative Werkzeuge, um die Geschichte eines Ortes zu erzählen. Mein Ansatz bei der Gestaltung von Gasträumen ist es, jedem Gast und jedem Mitarbeiter eine Bühne zu geben, auf der sich alle treffen und austauschen können, auf der sie Schauspieler und Zuschauer in ihrer eigenen Geschichte sind.

Redaktion: Worin besteht heute die Herausforderung bei der Gestaltung eines Resort-Restaurants?

Henry: Aus betrieblicher Sicht muss es aufgrund der Saisonabhängigkeit und der begrenzten Verfügbarkeit von kompetentem Personal in diesem Sektor flexibel und einfach zu handhaben sein.

Redaktion: Wie kann die Innenarchitektur ein gastronomisches Erlebnis aufwerten?

Henry: Wenn die Inneneinrichtung richtig ausgeführt wird, bietet sie den Gästen ein physisches, kulturelles und emotionales Vehikel, um neue Erkenntnisse, Erinnerungen und Wissen über sich selbst und den Ort, den sie besuchen, zu gewinnen.

Redaktion: Design für das Gastgewerbe: Wie sehen Sie die Zukunft in 20 Jahren?

Henry: In einer Welt, die von Maschinen, Automatisierung und gesichtslosen Unternehmen geprägt ist, wird es eine immer größere Wertschätzung für emotionales Handwerk, persönlichen Service und authentische menschliche Erfahrungen geben.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview.

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